liebe m
das ist wunderschön, was du da schreibst. ganz stimmig. und du hast natürlich recht.
nur, dass ich der erste und einzige bin, ist doch nichts besonderes! irgend jemand hat das rad erfunden. ein anderer das fernrohr, und als erster entdeckt, dass die erde weder im zentrum steht, noch eine scheibe ist (und die religion, eifersüchtige Hüterin der wahren wahrheit, hat dann einfach das fernrohr verboten). ein anderer die dampfmaschine. ein anderer den elektrischen strom. und irgendeiner den computer. all das gab es vorher nicht und nirgends auf der welt. selbst die korrekte analyse des kapitalismus war etwas erst- und damals einmaliges. – das ist nun wirklich nichts besonderes, wenn ich der erste bin, der die innere struktur der menschen offenlegt und endlich glaubhaft – auf fakten beruhend und historisch begründet – darstellen kann, weshalb wir menschen uns selber sowie gegenseitig seit jahrtausenden unendliches leid zufügen; völlig sinnlos, null lösung in sicht. und weshalb wir, trotz all unserer cleverness, laufend weiter degenerieren, statt vital aufzublühen (auch da hättest du noch ungeheuer viel vor). – und NICHTS hat bisher abhilfe geschaffen. nichts und niemand konnte das bei allem bemühen bringen. weder glauben noch wissenschaft, weder politik, noch wirtschaft. es wurde, wie bei andern innovationen, einfach zeit, dass da zufällig jemand kam …
diese phänomene sind es, die mich seit meiner kindheit verzweifeln lassen und bis heute täglich massiv schmerzen und antreiben. so gelang es überraschend, nach und nach die haarsträubenden, bisher unverstandenen widersprüche zwischen hochintelligenter gattung und unfassbarer notorischer dummheit, zwischen phänomenaler lebensfähigkeit und akuter, grundlegender lebensfeindlichkeit aufzudecken (auf das zweite verstehst du dich ja bestens). – Ahnungen dazu von anderen menschen gibt es übrigens seit laaanger zeit reihenweise. wie etwa den mythos von der erbsünde (welche ahnung des unwertempfindens (uwe) als schatten über dem leben, die es in verschiedenen kulturen gibt/gab, zb die christliche religion clever zur verdammnis der sexualität, inklusive etablierung der zweierkiste (kein vorehelicher sex) umfunktionierte). oder die matrixfilme. oder diese berühmte kindergeschichte, deren name mir gerade entfallen ist… ach ja, danke: Momo! –
in diesem sinn ebenfalls nichts besonderes ist auch die tatsache, dass ich – nach laaangem pröbeln – schliesslich herausgefunden habe, was die längst bombensicher in uns verrammelten ursprünglichen lebenskräfte wieder befreit. und was unsere, trotz allen fortschritts, ungerührt weiter degenerierende lebensintelligenz wieder ungebrochen im täglichen handeln installiert.
was mich betrifft, so glaube ich, wie kommissar brunetti, im mentalen bereich an rein gar nichts (ich bin in deinem alter zur kirche ausgetreten). auch nicht an das, was ich selber erzähle! da hast du eben völlig recht. wage es nicht, mir zu glauben (vertrauen ist ok)! erfahre es! denn es ist allein die unmittelbare persönliche erfahrung, über einen längeren zeitraum durchgeführt (auch das lernen habe ich, wie es scheint, als erster akkurat analysiert; siehe 3x3 PowerSystem/quintessenz), plus kritisch durch dritte phänomenologisch bestätigt, plus an konkreten fakten überprüft – letzteres schliesslich auch durch UNBETEILIGTE dritte (wissenschaft) –, was dann als ensemble verlässlich ist.
übrigens verbitte ich mir die unterstellung, dass ich gegen religion oder was auch immer sei! weder glaube ich etwas, noch bin ich gegen etwas – höchstens zwischendurch mal gegen mich. vielmehr trägt das ganze theater erheblich zu meinem, durchaus wert-schätzenden, amusement bei.
allerdings wäre der bewusstseinssprung auf meine sicht der dinge und erscheinungen durchaus möglich. die splitterfasernackte ;) spontane begeisterung dafür naheliegend und logisch. diese chance hast auch du gehabt – grundsätzlich ja immer noch. es scheint mir auch, du hast noch wenig gelesen von mir; nicht einmal «Ruhe!Punkt.». – doch beginne ich mich der wohl tasache zu beugen, dass es dafür einer rebellischen natur bedarf, einer verfassung, die bereits am notorischen und UNFASSBAR DUMMEN UNRECHT in der gesamten menschenwelt leidet. und sich nach endlich wirksamer abhilfe sehnt. so, wie es eben mir erging in deinem alter. menschen also, die gut informiert sind, einen gewissen durchblick haben und bereits ziemlich desillusioniert sind (ausser idR bezüglich sich selber).
hinzu kommt ein klares bekenntnis/commitment. in deinem fall etwa so:
"ja, ich bin bereit zu leben! aber, wenn schon, dann nicht auf sparflamme, sondern GANZ; vollgas!"
dazu hingegen der von dir geäusserte kontrapunkt (zusamengefasst): "vielleicht bringt (nur) das, was du machst, wirklich das LEBEN, doch ich lehne es ab, ohne es anzugreifen. es macht mir angst." ein zweifellos ungewolltes, doch perfektes zitat meiner diagnose vom vortag: '… mit deiner tiefen inneren ablehnung des LEBENS konfrontiert bist, der gegenüber du grundsätzlich ohnmächtig bist.'
ja, und genau das, was ich mir stets, und unbelehrbar durch die deprimierenden fakten, ersehnte, leistet nun ganz unverhofft die normalrevolution. und beweist es jeden tag. ich habe ja schliesslich vierzig jahre – kompromisslos selbstkritisch – hin und her probiert; dazu gehörte im laufe der jahre, wie du weisst, der freiwillige, um nicht zusagen: mutwillige verzicht auf ein rundes dutzend sehr viel versprechender karrieren; das heisst auch, das ganze baute wohl auf nicht allzu schlechten voraussetzungen.
und dieses kaum fassbare leistet die normalrevolution erst noch GANZ NEBENBEI, OHNE JEDE ABSICHT, OHNE JEDES STREBEN. weil die lösung bereits in uns selber liegt. wir müssen den zugang zu diesen grossartigen menschlichen kräften bloss noch freischaufeln. dann leiten sie uns.
und von dem, was wir menschen, trotz uwe – das heisst, trotz innerem zwang zum scheitern – geschaffen haben, nehmen wir alles, was nützt, mit, für eine erfolgreiche, glanzvolle zukunft. punkt.
aber, da bliebe dann ohnehin noch das problem, dass du – dank deinem liebevollen vater, der dir offenbar genau das gönnt, was ich LEBEN nenne – dem grossen, erst- und einmaligen unmittelbar persönlich begegnet bist. ausgerechnet du, m? das kann doch nicht wahr sein, nicht wahr?
herzlich
Bernhard